Wer auf Amazon verkaufen möchte, muss sich an die Regeln des Online-Riesens richten. Das bedeutet auch, dass bei der Lagerung im Amazon-eigenen Lager und beim Versand durch Amazon Gebühren anfallen, die Amazon vorgibt. Diese müssen auf jeden Fall in die Kalkulation mit einbezogen werden, wenn du vor hast, bei Amazon zu verkaufen. Worauf dieser Artikel nicht weiter eingehen wird, sind die 39,-€ netto pro Monat, die es kostet, ein Amazon-Verkäuferkonto überhaupt zu betreiben.
Hier gibt es diesen Artikel auch als Video:
2 Arten von Gebühren beim Verkaufen auf Amazon
Es gibt grundlegend 2 Arten von Gebühren bei Amazon. Die “ Gebühren für Versand durch Amazon“ und die „Gebühren für Verkaufen bei Amazon“. Eine ist Abhängig von den Ausmaßen deines Produktes und in welchen Ländern du es lagerst, und die andere hängt vom Verkaufspreis ab.
Gebühren für Verkaufen bei Amazon
Die Gebühren für Verkaufen bei Amazon sind die leichteren von beiden Arten. Amazon nimmt sich dafür, dass du den Marktplatz Amazon mit über 100 Millionen Prime Kunden weltweit nutzen darfst, einen gewissen Anteil deines Umsatzes. Dieser ist abhängig von der Kategorie in der du verkaufst und beträgt meistens 15% deines Bruttoumsatzes. Verkaufst du also ein Produkt für 20,-€ auf Amazon, so zieht Amazon dir pro verkaufter Einheit 3,-€ von deinen Bruttoerlösen ab. In einigen Kategorien ist dieser Prozentsatz anders. Hier eine genaue Aufstellung (Stand 12/2018):

Gebühren für Versand durch Amazon
Der Versand durch Amazon besteht aus zwei Komponenten. Einmal dem tatsächlichen Versand, aber auch der Lagerung deiner Produkte. Für beides fallen Kosten an.
Gebühren für die Lagerung bei Amazon
Für die Lagerung bei Amazon ist die Rechnung sehr einfach. Je nach Jahreszeit fallen relative Gebühren pro Kubikmeter gelagerter Ware an.
- Januar-September: 26€ pro Kubikmeter pro Monat
- Oktober bis Dezember: 36€ pro Kubikmeter pro Monat
Ein kleines Beispiel: Angenommen du verkaufst ein Produkt mit einer Verpackungsgröße von 20cm x 20cm x 10cm, also einem Volumen von 4000cm³ = 0,004m³. Pro Einheit entsteht dir also eine Lagergebühr pro Monat (von Januar bis September) von 0,004 x 26,-€ = 10,4ct; respektive 14,4ct von Oktober bis Dezember. Die Zahlen sind verhältnismäßig gering, sollten aber trotzdem nicht missachtet werden. Gerade bei saisonaler Ware, die oft lange Zeit im Lager liegt, wenn sie in Saison nicht abverkauft wurde, kann dieser Kostenparameter den Gewinn stark schmälern.
Versandgebühren
Beim Versand durch Amazon wird es schon schwieriger, die genauen Zahlen im Kopf zu behalten. Die Gebühren unterliegen nämlich einer Rechnung, die aus mehreren Faktoren bestehen:
- Wie groß ist dein Produkt?
- Wie schwer ist dein Produkt?
- Wo lagert dein Produkt (nur in DE oder in DE/PL/CZ)?
Die genaue Aufschlüsselung dieser Kosten findest du in dieser Tabelle: Versand durch Amazon Gebühren (Stand: April 2018). Grundlegend kannst du dir aber merken:
- Je größer dein Produkt, desto mehr Gebühren entstehen.
- Je schwerer dien Produkt, desto mehr Gebühren musst du abführen.
- Eine Lagerung in Deutschland, Polen und Tschechien ist versandkostentechnisch gesehen günstiger, als die ausschließliche Lagerung in Deutschland.
Der letzte Punkt ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Die Lagerung deiner Ware in Polen oder Tschechien geht immer mit erhöhtem steuerlichen Aufwand einher, denn die zwei Warenbewegungen „Amazon Inland“ zu „Amazon Ausland“ und „Amazon Ausland“ zu „Endkunde“ sind steuerlich separat zu betrachten. Bitte sprecht das vorher erst mit eurem Steuerberater ab, ob sich das für euch am Ende rechnet.
Nützliches Tool – FBA Calculator
Um nicht alle Gebühren händisch ausrechnen zu müssen, gibt es einen „Versand durch Amazon Einnahmenrechner“ (engl. FBA Calculator). Dieser spuckt euch nach Eingabe eures Produktes (Maße und Gewicht) und eures angestrebten Verkaufspreises die genauen Gebühren aus, die ihr zu zahlen habt. Dieser funktioniert am besten, wenn ihr ein Produkt verkauft, das es auf Amazon in den selben Abmessungsdimensionen schon gibt. Angenommen ihr wollt eine Yogamatte verkaufen, die 183cm x 60cm groß ist, so sucht ihr euch auf Amazon ein entsprechendes Produkt, fügt es in den Rechner ein, nennt euren angestrebten Verkaufspreis an und Zack, habt ihr die Gebühren auf den Cent genau.

In diesem Beispiel belaufen sich die Gebühren für die Yogamatte, die ich für 19,99 verkaufen möchte, auf folgende Höhe:
- Gebühren für Verkaufen bei Amazon: 3,00€
- Gebühren für Versand durch Amazon: 5,82€
Yogamatten sind erfahrungsgemäß etwas größer, deswegen sind die Versandgebühren recht hoch.
Wann sind die Amazon Gebühren zu hoch?
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie viele Gebühren zu viele Gebühren sind. Wie du im vorherigen Punkt siehst, spuckt der FBA Calculator als letzte Kennziffer die „Netto-Gewinnspanne“ aus. Diese beträgt im obigen Beispiel 55,88%. Diese Zahl ergibt sich durch folgende Rechnung: Nettogewinn geteilt durch Artikelpreis, anders gesagt: Wie viel Prozent eures Verkaufspreises sind tatsächlicher Gewinn nach allen Kosten.
Wie du siehst, haben wir im obigen Beispiel noch nicht die Kosten des Produkts mit einbezogen, genau so wenig wie die Kosten für den Versand an Amazon. Beides sind Kosten, die uns zwangsläufig anfallen, wenn wir Ware aus bspw. China importieren und ins deutsche Amazon Lager schicken. Diese Gebühren solltet ihr also auch noch mit in den FBA Calculator eingeben, um eure individuelle Netto-Gewinnspanne zu errechnen. Natürlich braucht ihr dafür vorher Informationen von eurem (potentiellen) Hersteller eures Produktes, wie viel das Produkt pro Einheit in der Produktion kostet und wie teuer der Versand nach Deutschland ist.
Solltet ihr alle Kosten eingeben haben, also Kosten des Produkts + Versand des Produktes aus dem Herstellerland ins Amazon Lager, so ist meine Faustregel die folgende:
Die Netto-Gewinnspanne sollte bei einer defensiven Kalkulation bei mindestens 45% liegen, besser 50%.
Tom Pausse
Warum so ein hoher Wert?
Ihr müsste bedenken, dass eure Nettogewinnspanne nichts ist, was ihr euch direkt in die Taschen stecken könnt. Aus diesen Mitteln müsst ihr das gesamte Marketing finanzieren, das heißt Facebook Ads, Amazon PPC Werbung, Influencer Marketing. Wenn wir noch weiter spinnen, muss daraus auch eure gesamte Software und sonstige Ausgaben bezahlt werden, wie z.B. die Rechnungssoftware, Telefonanbieter, etc.
Dieser Punkt ist mir so besonders wichtig, da ich selbst bei meinem ersten Produkt nur eine Netto-Gewinnspanne von 37% hatte. Der Markteinstieg war schwer, was dazu führte, dass ich mir jeden Kunden mit 31% meines Verkaufspreises einkaufte. Das heißt, es blieben mir noch 6%, um alle sonstigen Ausgaben meines Unternehmens zu tragen, was natürlich nicht funktioniert hat.
Das gute daran, wenn ihr im Vorhinein eine Netto-Gewinnspanne von 50% habt, ist, dass selbst wenn ihr langfristig 20% eures Verkaufspreises pro neu gewonnenem Kunden einsetzt und eure sonstigen Unternehmensausgaben sich in einem exorbitantem Rahmen bewegen, ihr wahrscheinlich immer noch 15-20% eures Artikelpreises habt, die ihr verwenden könnt, um wieder in neue Ware zu reinvestieren und somit euer Geschäft nach oben zu skalieren.
Ich hoffe, die Tipps haben euch geholfen und ihr konnten ein paar praktische Anhaltspunkt für euer Business mitnehmen. Falls ja, dann lasst es mich wissen per Mail, Instagram oder hier als Kommentar.
Ansonsten könnt ihr auch gerne bei meinem YouTube Kanal vorbei schauen, Link ist unten.
Viel Erfolg bei der Umsetzung und bis zum nächsten Mal!
Euer Tom
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